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WordPress: FSE und Benutzer

WordPress ist mit Version 5.9 und dem zugehörigen Theme »Twenty Twenty-One« beim Full Site Editing (FSE) angekommen. Genauer: Mit dieser neuen Version steht WordPress am Beginn des neuen Site-Editing-Konzepts, das im neuen »Site Editor« (Gutenberg) Seiteninhalt mit Seitengestaltung verschmilzt. Dieses Konzept geht einher mit bzw. beruht auf tiefgreifenden Änderungen in der zugrundeliegenden Dateistruktur des Blogsystems.

Die Gestaltung eines WordPress-Themes vollzieht sich nun nicht mehr innerhalb von PHP-Dateien, welche die verschiedenen Seitentypen des Blogs realisieren, und einer globalen styles.css (neben spezifischen ergänzenden Detail-Stylesheets) im Container eines Child-Themes, sondern vollständig innerhalb des Site-Editors. Auf der Ebene der Dateien spielt sich all das wesentlich in HTML-Dateien für die verschiedenen Seitentypen des Blogs und einer zentralen theme.json ab, die alle gestalterischen Aufgaben vereint.

Ausführlicher zu dieser Grundlagenthematik lest ihr z.B. hier, hier, hier und hier, – mir geht es um einen anderen Aspekt, der unmittelbar aus dem Konzept des FSE folgt und bisher kaum irgendwo angesprochen wurde.

Benutzer-Rollen für das FSE

In allen (mir bekannten) Einführungen zum Thema FSE (vgl. u.a. die Links oben) wird voller Enthusiasmus darauf eingegangen, dass man im Editor, also auf derselben Ebene, auf der man Artikel schreibt, vollen gestalterischen Zugriff auf alle Blöcke inerhalb des eingesetzten Themes hat. M.a.W., man kann gleichermaßen als Autor schreiben und als Gestalter gezielt Form an Inhalt anpassen, wo es einem notwendig oder hilfreich erscheint.

Aber Moment… wie passt das zusammen mit dem Konzept der Benutzerrollen (und hier), das WordPress wie jedes ordentliche CMS anbietet?

Jedem Benutzer eines Blogs wird eine Rolle zugewiesen, die bestimmte Nutzerrechte umfasst. WordPress kennt sechs (oder sieben) Rollen, vom allmächtigen Administrator bis hinunter zum bloß leseberechtigten Abonnenten. Darunter drei unterschiedlich berechtigte Autoren-Klassen.

Rechte-Verwaltung

Der Betreiber eines Blogs wird seinen Mitautoren, in seiner Rolle als Administrator, Rollen zuweisen, die ihnen das zu tun ermöglichen, was sie tun können sollen. Mehr nicht. Bekommt ein Nutzer-Zugang irgendwann »Beine« und beginnt sich zu verteilen, kann ein solcherart unbefugt zu Schreibrechten gelangter Gast keinen allzu großen Schaden anrichten.

Ähnlich ein Solo-Blog, das nur seinen Besitzer als Benutzer kennt – wie dieses Blögchen hier. Auch ich verfolge ein solches Sicherheitskonzept und schreibe meine Artikel bloß als Autor bzw. Redakteur. Ginge dieser Zugang einmal fremd, könnte ein unerwünschter Nutznießer wenigstens nicht mein Blog ruinieren.

Als Administrator melde ich mich nur an, wenn ich administrativ im bzw. am Blog arbeiten will. Kennen wir das nicht auch vom Betriebssystem unserer PCs her? Man loggt sich nicht als Admin ein, sondern als bloßer Nutzer, dann kann man aus Versehen auch nicht allzu großen Schaden anrichten.

Aber: Full Site Editing?

FSE allerdings setzt die Administrator-Rolle voraus. Als Redakteur oder Autor (als der ich hier gerade schreibe) kann ich natürlich aus den vorhandenen Blöcken für meine Inhalts-Bestandteile auswählen, aber nennenswerte gestalterische Aufgaben bleiben mir verwehrt. Mir stehen die zu den jeweiligen Blöcken verfügbaren Gestaltungsmöglichkeiten zur Hand – das bietet, was die Theme-Vorgaben angeht, durchaus einigen Gestaltungsspielraum – echtes Full Site Editing setzt aber tatsächlich die Administrator-Rolle voraus.

Ich denke, dass vieles in Zukunft auch mit WP 5.9 und FSE bleiben wird, wie es bisher war: Der Blog-Inhaber wird sich per Administrator-Rolle um Gestalt und Struktur seines Blogs kümmern und mit vernünftig reduzierten Möglichkeiten als Autor seine Artikel schreiben, Fotos und Galerien veröffentlichen und was noch alles im Blogger-Alltag anfällt…

PS: Ich kann mich natürlich täuschen in meiner Annahme, dass Blogger bislang Rollen-Differenzierungen der geschilderten Art vorgenommen haben. Möglicherweise haben viele stattdessen schon immer als Administratoren geschrieben hieben und gepostet. Dann wären meine obigen Überlegungen natürlich weitgehend obsolet.

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