Blogs und Mastodon – eine Neuorientierung

Plötzlich ging es ganz schnell… heute früh… aber der Reihe nach.

Ich hatte es schon irgendwo erwähnt, dass ich nie der große »Social Networker« war und auch nicht werden würde. Trotzdem legte ich mir im Herbst 2023 einen Mastodon-Account an – es war wohl die Zeit, in der das viel diskutiert wurde, und zu recht, denn es war die Zeit, in der viele den Umstieg von den kommerziell-privaten »Social Networks« zu den föderierten Netzwerken wagten. Ich begann, auf Mastodon recht viel zu lesen und auch gelegentlich zu schreiben. Wobei ich recht schnell, und dann immer wieder, auf die 500-Zeichen-Barriere stieß. Das war mir schon ein deutlicher Fingerzeig. Irgendwie war ich dort »falsch«.

Spätestens in diesem Jahr allerdings konnte ich beobachten, dass meine Präsenz auf Mastodon stetig kürzer und seltener wurde. In den vergangenen zwei Wochen, als ich Urlaub hatte, wurde mir das richtig bewusst.

Gute alte – neue – Bloggerszene

Gleichzeitig und damit im Zusammenhang steht ein beobachtbares »Neuerwachen« der Bloggerszene in Deutschland. Es herrscht tatsächlich eine gewisse gutgelaunte Aufbruchstimmung, altbekannte Blog-Aggregatoren wie Rivva genießen erneut hohe Aufmerksamkeit, neue Blogsuch- und Sammeldienste werden entwickelt. Uberblogr Webring, Bloggerrolle, GreatBlogs heißen einige der Vernetzungs-Knotenpunkte, die Bloggende nutzen können, um jederzeit im Bilde zu bleiben, was anderswo gebloggt wird.

Ich habe mich in den letzten Monaten selbst mehrfach zu Aspekten dieses Themas ausgelassen (über die Schlagwörter am Ende dieses Beitrags findet ihr diese Beiträge), deswegen an dieser Stelle nur kurz:

Auch Mastodon lebt letzten Endes von den und durch die Aufmerksamkeits- Erregungs- und Empörungsspiralen, die aufgrund seiner Beschaffenheit als Timeline-System entstehen. Diese Spiralen eskalieren und verlängern sich dadurch entweder oder sie fallen nach sehr kurzer Zeit in sich zusammen und verschwinden im Lauf der Timelines.

Längerfristige Diskussionen, in denen vielschichtige und (mehr als) gelegentlich ausführliche Beiträge zu einem Thema über größere Zeiträume hinweg zusammenkommen, so dass den sich Beteiligenden Zeit zum Nachdenken, Reflektieren und Erörtern bleibt, finden tatsächlich in der »Bloggerszene« statt. Denn jedes Blog hat seine eigene Zeitlinie; thematische Zusammenhänge, Diskussionen, entstehen einerseits durch die Kommentarfunktionen – primär – und durch die Vernetzung per Verlinkung bzw. durch Aggregatoren – sekundär.

Zwei Perspektiven

Internet-historisch ist festzustellen, dass »Social Media« Blogs keinewegs ersetzt, sondern sich parallel zu ihnen entwickelt und etabliert haben. Es sind zwei Perspektiven, sich persönlichen Raum im Internet zum Vertreten von Standpunkten und zur Kommunikation mit anderen zu schaffen.

Mein Raum bleibt mein Blog, das weiß ich einfach sicher, und wenn es inzwischen eine reger gewordene Bloggerszene gibt, dann um so besser. Mastodon werde ich weiterhin, aber überwiegend lesend nutzen, als zusätzliche Nachrichtenquelle dafür, was gerade in der Welt Aufmerksamkeit fordert oder generiert. Bei (meinem) Bedarf äußere ich mich dann möglicherweise auch dazu, tendenziell jedoch eher ausführlich hier im Blog.

Jetzt habe ich noch meine Feedliste im Feedreader aktualisiert um die genannten Blog-Aggregatoren, um jeden Morgen überblicksweise sehen zu können, was zuletzt in welchen Blogs geschrieben wurde.

Kommentare

4 Antworten zu „Blogs und Mastodon – eine Neuorientierung“

  1. Avatar von Maic Schulte

    Danke für diesen Beitrag, der mir förmlich aus der Seele spricht. Auch ich habe vor knapp einem Jahr alle Social-Media-Kanäle – bis auf Bluesky – gekappt. Eine Entscheidung, die ich bis heute nicht bereut habe.

    Seitdem schreibe ich wieder vermehrt auf meinem eigenen Blog oder bei Freunden als Gast-Autor. Allemal spannender, als diese kurzen Strohfeuer auf Social Media. Heute gepostet, drei Likes, morgen vergessen.

    Bis bald
    Maic

  2. Avatar von Henning Uhle

    Ich finde mich in diesem Artikel direkt wieder, denn ich vertrete die Meinung: Sollen sie doch ihren Bums zumachen, ich habe dann immer noch meinen Blog. Und bei mir ist es „der Blog“, aber die Diskussion will ich gar nicht aufmachen.

    Ich habe unheimlich viel über Social Media – kommerziell und nicht kommerziell – geschrieben. Und die einzige Konstante bei all dem Zeug ist halt mein Blog. Das ist dann am Ende die gleiche Erkenntnis wie hier.

    Und ja, natürlich ist das eine wunderbare Entwicklung der Bloggerszene mit all den Aggregatoren und Co. Natürlich machen da alle wieder mit. Und das führt dann dazu, dass es auch Blogparaden, Blogwochen, Blogstöckchen und all das wieder gibt. Nicht alles muss man dabei gutheißen. Aber im Großen und Ganzen finde ich die Entwicklung schon sehr gut.

  3. Avatar von Tommi

    Unterschreibe ich alles. Das Fediverse ist für mich meine Social Media Kammer geworden. Das aber alles ohne Druck – wenn ich nichts schreiben will, dann schweige ich halt und lese nur.

    Es gibt keinen wahnsinnigen Algorithmus dort, der einem das krumm nehmen würde.

    Das richtige Zuhause im Netz ist und bleibt aber mein Blog. Dort kann ich machen was ich will, schreiben worüber ich wíll, kann daran rumbasteln, es ist einfach gemütlich.

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