Horst hadert (wieder einmal):
Ich hadere seit einer Weile mit meinem eigenen Blog. Über 20 Jahre habe ich ihn gepflegt. Getextet, gedacht, gestritten, gelacht. Doch langsam frage ich mich: Warum eigentlich noch?
Das Netz ist voll, übervoll. Die Stimmen werden lauter, schriller, zahlreicher. Und leider (alles in allem) nicht besser. Qualität geht in der Quantität unter. Das meiste ist Meinung auf Autopilot – oft dumm, selten reflektiert. Und in dieser Kakophonie soll man noch Bedeutung finden?
Vielleicht wäre weniger wirklich mehr. Weniger Posts, weniger Geltungssucht, weniger Empörung.
Vielleicht wäre ein Blogsterben nicht das Ende, sondern der Anfang von etwas Heilsamem.
Er nimmt seinen Anlass bei Bloggern, die deutlich auf die KI-Freiheit ihrer Blogs hinweisen (was ich auch mal getan hatte, inzwischen aber nicht mehr tue. Was sich im Übrigen auf Bilder bezieht, nicht auf Textbeiträge).
Er meint das sicher in einem größeren Rahmen, ohne »Social Media« explizit zu erwähnen.
Ich sehe die Sache etwas anders.
Weniger Stimmen in der Bloggerszene würden ausschließlich in der Bloggerszene etwas ändern. Besonnene Blogger, denen etwas am Medium liegt und die sich nicht allzuviel um das schnappatmende »Social Media«-Getöse um sie herum kümmern, würden verstummen. Bleiben würden die Aufreger und Eskalierer, die es ja auch in der »Szene« gibt.
Ich sehe auch:
Wir Blogger werden an der Gesamtsituation der sich steigernden Empörungsspiralen in den Netzen nichts ändern. Das alles ist teure und wirkungsvolle Aufmerksamkeits- und Aufregungsalgorithmik, die ihre Nutzer im Laufrad hält und permanent füttert.
Es gibt keine Erklärungs- oder Aufklärungs-Argumentationen, mir deren Hilfe wir (Blogger) von außerhalb irgendwie besinnend eingreifen könnten.
Wir entstammen einer anderen Welt – auch wenn es Schnittmengen gibt.
Mein Punkt ist:
Es gibt all die gut gemeinten Ratschläge, Vorschläge, Mahnungen und Forderungen, dieser ständig neuen Spiralen und Echokammern Herr zu werden, z.T. sogar in Buchform.
Es muss, wir müssen, es sollte, wir sollten, die Politik muss jetzt, Politiker sollten, die EU muss jetzt, wir alle müssen, auch im Privaten… damit das nicht, damit das schnellstmöglich… sonst werden wir nicht… nicht mehr… usw.
Schön, gut gemeint, aber wirkungslos, weil nichts davon passieren wird. Alle Ansätze zu vernünftigem Einwirken, zu Regulierungen oder gar Gesetzen bis hin zu Verboten werden folgenlos bleiben. Zumindest im Hinblick auf eine Abkehr von den Fehlentwicklungen, wie wir sie wahrnehmen.
Wenn man einen der gesellschaftlichen Spaltpilze tot tritt, wächst sofort unmittelbar daneben ein neuer. Der Nährboden dafür ist zur Zeit der failed state USA mit seiner intellektuell derangierten regierenden Junta samt deren pervertiertem Begriff sogenannter Meinungsfreiheit – die sich bekanntlich bei genauerer Prüfung als das Gegenteil einer Solchen entpuppt.
Kunststück, geht es diesen »incompetent fools« doch am Ende nur genau um drei Dinge:
- Befriedigung ihrer krankhaften Narzissmen
- Persönliche Machtfülle
- Persönliche Bereicherung
(Drei Dinge braucht der Mann… und die gibt es – oh Wunder – am wohlfeisten unter faschistischem Vorzeichen)
Die Menschen in der Geiselhaft der milliardenschweren Algorithmen dieser »fools« werden sich am Ende nur selbst aus den Empörungs-, Aufregungs-, Lügen- und Hassspiralen befreien können. Dito für diejenigen Netznutzer hierzulande, die deren geistigen Trittbrettfahrern in den deutschen Teilen der Netze auf die (rechten) Leimspuren gegangen sind.
Ich habe lediglich die Hoffnung, dass ein Zeitpunkt kommen wird, an denen es einer stetig wachsenden Zahl von Nutzern einfach langweilig, lästig, unergiebig und zu spaßfrei wird, sich weiterhin und immer wieder, Tag für Tag, in diesen stumpfsinnigen Sog ziehen zu lassen.
Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt…
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