Barrierefreiheit im Blog – schwierig einzulösen

Ein Beitrag für die Blogwochen 2025 von Robert, Dirk und Benedikt:

Barrierefreiheit im Blog – Wie inklusiv sind wir wirklich?

Ich sag’s vorweg: Nicht so wirklich!

Das hat verschiedene Gründe. Zuallererst steht die Frage der Prüfung an: Mit welchem Tool prüfe ich meine Website auf Konformität mit Anforderungen der Barrierefreiheit? Apropos: Welche Anforderungen nochmal genau? Ach, gemäß WCAG 2.2. (Web Content Accessibility Guidelines des W3C) OK. Hätten ja auch andere sein können.

Nachdem ich mich zuletzt also durch gut zwei Dutzend vorgeblich dienstbare Websites gequält habe, bzw. es versucht habe, folgendes Ergebnis:

Nun prüfet also

Spätestens jede ca. dritte Seite verweigert schlicht die Funktion, wenn im Browser auch nur geringste Sicherheitseinstellungen vorgenommen sind. Und gar noch uBlock Origin zum Einsatz kommt. Daüberhinaus sind die meisten dieser Angebote ohne Javascript nicht funktionsfähig. Manche schalten Captchas vor, geradezu ein Muss, wenn man selbst barrierefrei sein will.

Von den vergleichsweise wenigen Prüfseiten, die funktionieren, zeigen ca. fünf Seiten sieben verschiedene Ergebnisse. Die reichen von 100 % Konformität (Jess!) bis zu 55 % mit großem rotem Alarm wegen grundsätzlicher, schwer zu behebender Mängel bei derselben.

In den meisten Fällen erhält man keinen Prüfbericht, der irgendwie zumindest minimal aussagekräftig wäre, es sei denn, man hinterlässt eine E-Mailadresse, an die derselbe gesendet wird (und was noch alles in Zukunft??). Oder man kann zahlungspflichtig einen ausführlichen Bericht erhalten, nebst weiteren wunderbaren kommerziellen Dienstleistungen.

Lasst also mal stecken, geschissen drauf.

Handarbeit

Wer seine Website wirklich umfassend prüfen und barrierefrei halten will, kommt am Ende nicht um manuelle Checks herum, Schritt für Schritt, Anforderung für Anforderung. Und das heißt bei einem Blog: manuelle Prüfung jedes einzelnen Beitrags. Nur die Blog-Startseite (den Blog-Loop) zu prüfen reicht beileibe nicht, denn wer liest die schon? Tatsächlich gelangen wohl die meisten Leser über einzelne Artikel in ein Blog. (Ach, und genau bei diesem einen Artikel hat’s mir doch glatt die Überschriften-Hierarchie verhauen, hätte ich den mal bloß überprüft…)

(Nicht nur) WordPress

Ein weiteres Problem bei der schließlichen Einrichtung der Barrierefreiheit z.B. eines Blogs besteht in der Erreichbarkeit des HTML- oder Skript-Codes. Wenn die Blogbasis, beispielsweise bei WordPress, nicht alle Anforderungen an Barrierefreiheit erfüllt, wer ist dann in der Lage, in der Codebasis Mängel zu finden und zu korrigieren bzw. anzupassen an die Anforderungen? All diese Code-Konstrukte müssten dann in ein Child-Theme ausgelagert werden, um sie vor einem neuerlichen Überschreiben bei einem WP-Update zu schützen.

Im Übrigen muss natürlich auch jedes Plugin überprüft werden, sofern es sichtbare Komponenten ins Blog einfügt.

Eine Firma, die ein Blog betreibt, könnte (und wird) das an einen Dienstleister delegieren, gegen Honorar – für einen privaten Blogger ist das sicher auszuschließen.

Meine Vorgehensweise, meine Einschätzung

Ich lasse gelegentlich im einen und anderen Webtool, das funktioniert und wenigstens ein paar sachdienliche Hinweise liefert, einen oder zwei strukturell verschiedene Artikel plus den Blog-Loop prüfen und schaue bei Mängeln nach, ob sie im Blog-Editor zu beheben sind. Das reicht dann meist bei nachgeordneten Prüfungen zu Konformitäts-Prozentwerten von 98-100 Prozent. Je nach Tool…

Zur Zeit mosern übrigens manche Tools über nicht gelabelte Formularfelder. Ohne genauere Hinweise, welche das sind, habe ich ein bestimmtes Plugin in Verdacht. Ich werde also mal in einer Quelltext-Ansicht nachschauen, ob ich diese Komponenten ausfindig machen kann.

Denke ich zurück, war es früher mit einfacher strukturierten Websites leichter, WCAG- oder BITV-Konformität einzurichten. Mein erstes Blog auf Basis eines weitgehend umgearbeiteten »Kubrick«-Themes war barrierefrei gemäß der relevanten Anforderungen, meine statische Website dieser Zeit ebenso. Das war noch überschaubar (und ich hatte noch Ahnung und Kompetenz in Sachen Webdesign)…

Was wir aber können

Den Inhaltsblock z.B. von WordPress können wir hinsichtlich Barrierefreiheit ziemlich gut kontrollieren, sowie die Farb- bzw. Kontrastgestaltung des Themes. Von Selbstverständlichkeiten wie Alt-Texte für Bilder (alternative Textinformationen, wenn ein Bild nicht angezeigt werden kann) mal ganz abgesehen – die ich früher selbst, auch in diesem Blog, ganz gerne »vergessen« habe.

Mein Fazit

Wir/ich werde/n es mit unseren Blogs meist schaffen, weitgehend barrierefrei zu sein. Wahrscheinlich nicht immer, aber hoffentlich immer öfter. Wenn wir es wollen. Wer dauerhaft und konsistent 100 % in allen Prüf-Kategorien erreicht, darf stolz sein.

Ansonsten gilt: Auch diese Welt, die der Blogs, ist keine perfekte Welt.

Kommentare

3 Antworten zu „Barrierefreiheit im Blog – schwierig einzulösen“

  1. Avatar von ClaudiaBerlin

    Nicht mal per Google-Suche hab ich einen schnellen Test gefunden, der mir einfach mal einen Eindruck gibt, wie die Dinge stehen! Das Digital Diary ist allerdings von einem Barrierefreiheitsfan gecodet worden – dennoch hätte es mir mal interessiert. Früher war so ein Test echt leicht findbar…

    1. Avatar von Boris (Autor)
      Boris (Autor)

      Nimm als guten und meist ausreichenden Start WAVE (Web Accessibility Evaluation Tool) (https://wave.webaim.org/), das liefert Details und Erläuterungen, von da aus ist es einfacher, ein Blog sozusagen strukturell Punkt für Punkt durchzugehen.

      Ich habe gerade eben ein paar „Alerts“ zu redundanten Links in Elementgruppen, die noch anzumerken waren, beseitigt. Tatsächliche Fehler meldet das Tool bei mir inzwischen nicht mehr.

      Ein „Alert“ bleibt und wird auch bleiben, der beruht auf Unklarheit des Tools darüber, was in meinem Blog als Hauptüberschrift (H1) anzusehen ist und was nicht. (Und da ich nun einmal in dieser Frage recht habe, bleibt die Hierarchie so, wie sie ist.)

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