Claudia erwähnt im Zuge ihrer Update-Problematik von Windows 10 auf 11 auf ihrem »Alt-PC«, sich vielleicht doch demnächst einen »KI-PC« anzuschaffen, und ich habe aus anderen Gründen vergangene Woche entschieden, mir tatsächlich einen KI-fähigen PC zu bauen.
Nachdem ich in den letzten rund 20 Jahren lediglich sogenannte Barebone-PCs fertig aufgebaut, d.h. in die vorbereiteten Gehäuse nur noch CPU, RAM und Festplatte gesteckt habe, stand nun wieder ein kompletter Zusammenbau aus Einzelkomponenten an.

Mein Idee war, dem neuen PC meinen aktuellen 32-Zoll-Monitor zu gönnen und meinem kleinen Mini-PC den 27-Zöller, den ich noch als Ersatzmonitor im Schrank stehen habe. Heißt, mal wieder zwei PCs im Einsatz zu haben. Mein kleiner Schreibtisch gibt das gerade so her.
Der neue PC ist reichlich gut ausgestattet, um damit lokal Stable-Diffusion-Spielereien unternehmen zu können, so dass ich nicht mehr wie bisher bei einer externen Community Dienste in Anspruch nehmen muss. Ich werde weiterhin dort Bilder veröffentlichen, die ich aber zu Hause -kostenlos – generieren werde. Der PC ist eine einmalige Anschaffung, die es mir schlicht wert ist. Ich rechne nicht die Kosten gegeneinander auf.
Der KI-PC im Detail
Bildgenerierende KI-Modelle benötigen massiv grafische Rechenleistung, die nur von einer entsprechend ausgerüsteten Grafikkarte mit leistungsfähiger GPU und reichlich dediziertem Arbeitsspeicher (VRAM) zur Verfügung gestellt wird. Die Grafikkarte ist die wesentliche Kernkomponente, um die herum ein solcher PC aufgebaut wird.
Folgende Komponenten stecken im hübschen schwarz-orangen Fractal Design Pop-Gehäuse, das im Miditower-Format daherkommt:
- CPU: AMD Ryzen 7 5700X
- Arbeitsspeicher: 32 GB (DDR4)
- Festplatte (SSD): 1 TB PCiE m.2
- Grafikkarte: Gigabyte GeForce (nVidia) RTX 5060 TI Windforce, 16 GB VRAM
- Netzteil: 650W
Das Gehäuse ist serienmäßig mit drei 12cm-Lüftern ausgestattet, hinzu kommen der ebenfalls 12cm- große CPU-Lüfter und die beiden Lüfter der Grafikkarte, die erst bei höherer Grafiklast zugeschaltet werden.
So also sieht ein heutiger (ich denke mal…) Mittelklasse-Gaming-PC aus.

Die Kostenfrage
Was kostet der Spaß?
Die Komponenten haben mich inklusive eines neuen Monitorkabels ziemlich genau 1.100 € gekostet. Davon entfallen alleine auf die genannte Grafikkarte 470 €.
Wie ist das leistungsmäßig einzuschätzen?
(Was Gaming angeht, dürft ihr mich allerdings nicht fragen)
Nach meinen ersten generierten Testbildern mit einem der gängigen GUIs, das im Browser läuft (SwarmUI) und auch InvokeAI, kann ich folgendes feststellen:
Bilderzeugung mit Stable Diffusion XL 1.0 (SDXL 1.0) und seinen zahlreichen spezialisierten und optimierten Ablegern wie z.B. Pony Diffusion oder Illustrious XL, aber auch FLUX.1, ist mit dieser PC-Ausstattung völlig problemlos und komfortabel möglich und macht jede Menge Spaß. Die Erzeugung eines Bildes dauert je nach eingesetztem Diffusions-Modell und justierten Generations-Parametern so grob zwischen sieben und fünfzehn Sekunden. Ein »Batch« von fünf Bildern mit einem Prompt ist also in etwas unter oder kaum über einer Minute berechnet. Das geht nach meiner Erfahrung bei Online-Plattformen nicht schneller (je nach Auslastung der Server kann es dort auch wesentlich länger dauern).
Dabei laufen dann übrigens auch die Lüfter der Grafikkarte an und erhöhen den Geräuschpegel minimal – er bleibt aber auf nicht störendem Level.
Das Standardformat der Bilderzeugung von SDXL 1.0 ist übrigens 1024×1024 (bzw. hoch- oder querformatige Ableitungen davon). Mit sogenannten Upscalern und Refinern vergrößert (und verbessert) man anschließend die erzeugten Bilder um den gewünschten Faktor (1,5x, 2x, 2,5x usw.), was etwa noch einmal dieselbe Rechenzeit oder ein wenig mehr benötigt. Beide Prozesse kann man in einen Generations-Prozess zusammenlegen.
Ich kann zur Zeit noch nichts dazu sagen, wie performant der PC mit dieser Grafikkarte ist, wenn es um das Training eigener Zusatzmodelle (LoRAs) mit eigenen Trainings-Datensätzen geht, das habe ich schlicht noch nicht gemacht. Nach einigen gelesenen Hinweisen sollte hierfür mehr VRAM (24 oder gar 32 GB) mindestens hilfreich sein, aber noch nicht unbedingt notwendig.
Das nächste Nvidia-RTX-basierte Grafikkartenmodell von z.B. Gigabyte, die 5070-Serie, liegt mit 16 GB Speicher schon bei rund 800 €, die Flagship-Reihe der 50er-Serie, die 5090-Modelle mit 32 GB VRAM, überspringen je nach Lüfterausstattung deutlich die 2.000€- Marke.
Damit erreicht dann der »Gaming-PC« mühelos die Preisregion um 4.000 €.
Nochmal ergänzend zu meiner Ausstattung:
Eine 1 TB fassende SSD macht Sinn, da Diffusions-Modelle (Base Models oder Checkpoints), die man ja zur lokalen Bilderzeugung herunterladen und auf der SSD ablegen muss, zwischen rund sechs und knapp über zwanzig Gigabyte groß sind. Ergänzende LoRAs liegen meist irgendwo zwischen einigen hundert MB und wenigen GB. Ehe man sich versieht, hat man sechs bis acht Base Models und zwölf LoRAs eingerichtet…
Bastelarbeit
Nach dem Ein- und Zusammenbau nebst Verkabeln der Komponenten das erstmalige Einschalten: alles lief, nichts flog mir um die Ohren, und trotz fehlendem Glasdeckel auf der Schauseite des Gehäuses begab sich der PC fast geräuschlos in den Betrieb. Ich war höchst erstaunt – und ein bisschen verzückt angesichts des RGB-Leuchspektakels, das die vier Propeller des Gehäuses und der CPU veranstalteten.
Am meisten überrascht war ich allerdings tatsächlich über das äußerst geringe Geräuschniveau, das noch dazu angenehm niederfrequent ist. Das war bei Blechkasten-PCs vor zwanzig Jahren mit gerade zwei Lüftern ganz anders. Und ich hatte noch nicht einmal den Glasdeckel eingesetzt.
Das tat ich nun, und es herrschte fast völlige Ruhe.
Ich warf sogleich meinen ursprünglichen Plan über den Haufen, für die Alltagsarbeiten meinen kleinen Mini-PC nebst 27-Zollmonitor zu behalten und den großen Grafikboliden am 32-Zöller nur für die Stable-Diffusion-Rechnereien zu nutzen. Wenn diese Kiste so unauffällig und angenehm zu Werke geht, dann kann ich getrost komplett umsteigen und den Kleinen fertig eingerichtet für Notfälle in den Schrank legen. Und hierfür in den nächsten Tagen in aller Ruhe erst einmal alle Dokumente auf den neuen Rechner umziehen.
Dann werde ich ich wieder verstärkt dazu kommen, neue Bilder zu erstellen, weiter Prompten zu lernen und bei Gelegenheit auch hier im Blögchen Bilder zu posten…
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