Da ich regelmäßiger Leser des Googlewatchblog bin, ist mir nicht entgangen, dass Google offenbar auf dem Weg ist, sich von einer Suchmaschine, die Quellen zu einer Suchanfrage findet und auflistet, zu verwandeln in eine »KI«-gestützte Antwort-Zusammenfassungsmachine.
Deren Text-KI »Gemini« soll wohl zukünftig einschließlich der Google-Suche alle Google-Komponenten, den gesamten Google-Kosmos, vollständig durchdringen.
Nun, wenn ich nach Informationen zu einem Thema suche, dann ist mir wenig bis gar nicht damit geholfen, dass mir irgendwer eine inhaltliche Zusammenfassung dessen liefert, was er alles gefunden hat.
Denn erstens muss ich demjenigen unbedingt vertrauen und glauben, und zweitens – ganz grundsätzlich – ist die Zusammenfassung eines Dokuments nicht das Dokument. Die schriftliche Darlegung eines Sachverhaltes ist etwas anderes als die Zusammenfassung derselben. Wer nur die heute als TL;DR bezeichnete Kurzfassung eines Dokuments liest, verfügt auch nur über die Kurzfassung des Inhalts. Und kann sich im Zweifelsfall auch nur auf Letztere berufen.
Und sei es nun Gemini oder ChatGPT oder welcher Papagei sonst, diese Chatbots verstehen keine Sprache, und sie verstehen auch inhaltlich absolut gar nichts von dem, über was die schwätzen.
Welche Gewähr habe ich also, wenn mir Gemini lediglich inhaltlich zusammenfasst, was es alles gefunden hat, dass es sich dabei tatsächlich um gehaltvolle und inhaltlich korrekte Darstellungen zu meiner Suchanfrage handelt?
Keine.
Nun war es in meinem Fall bisher – seit Jahren – so, dass ich Google als Suchmaschine gar nicht mehr unmittelbar genutzt habe, sondern anonymisiert und vermittelt durch Startpage. Die Hinwendung von Google dahin, jeden erdenklichen Winkel des Internets mit Gemini zuzukleistern im Sinne des umfassenden Ziels, zu bestimmen, was in der Welt ist und was nicht, beginnt bei der »Geminisierung« der einstmaligen Suchmaschine. Wie lange Startpage noch so funktionieren kann wie heute, sei also dahingestellt.
Entgoogeln
Ich nehme seit einiger Zeit Bewegung wahr, dass diskutiert wird, wie man sich vor allem als Internetnutzer in Europa von der Google-Umklammerung lösen kann (von anderen marktbestimmenden Internet-Gelddruckmaschinen einer Handvoll unersättlicher und gemütsgestörter Milliardäre mal abgesehen)
Ich habe mich also in der letzten Zeit umgeschaut, welche Suchmaschinen und Such-Aggregatoren es sonst noch gibt. Und bin fündig geworden.
Ich mache es kurz, im Netz findet man zahlreiche Übersichten zum Thema, und ich verwende seit kurzem zwei Dienste:
- Quant, aus Frankreich, mit eigenem Suchindex im Aufbau nebst Bing als Quelle
- Startpage, weiterhin, inzwischen mit Bing als Quelle zusätzlich zu Google
Quant habe ich in den Webbrowsern aller meiner Geräte als Standardsuchmaschine eingestellt. Bisher habe ich keinen Anlass, mich über Anzahl und Qualität von Suchergebnissen zu beschweren, eigentlich ist die Umstellung kaum zu bemerken.
Es ist keine völlige Abwendung von Google, natürlich nicht, aber es ist IMO eine andere Perspektive, die sich eröffnet. Ein frischer Blick darauf, dass sich auch im Internet Dinge mit der Zeit ändern lassen.
Gelegentlich wurde vorgeschlagen, als Gegengewicht zu Google so etwas wie eine öffentlich-rechtliche europäische Suchmaschine mit eigenem Suchindex aufzubauen. Davon halte ich nichts. Gar nichts.
Wir wissen alle gut genug, wie schwerfällig und ineffektiv europäische (und deutsche) Verwaltungsbürokratie arbeitet. Wie unendlich langwierig und mühselig es ist, selbst für kleinste zukunftsträchtige IT-Errungenschaften die Kämpfe gegen einflussreiche Lobbyindustrien zu führen. Es zu ertragen, jahrelange Auseinandersetzungen mit übergriffigen Sicherheitsbehörden um Überwachungsbefugnisse zu führen. Die Verwertungsgeschäfte-Industrie (Musik, Verlage). Die pseudobehördlichen Kinder- und Jugendschutz-Popanze. Endlose Gesetzgebungsverfahren auf EU- und Staaten-Ebene (Telesuchdienste-Verwaltungsverfahrensdurchführungsgesetz, Telesuchdienstebereitstellungs-Rahmengesetz, Europäische Telesuchdienste-Rahmen-Abstimmungsverordnung, hat jemand Lust, sich die amtlichen Abkürzungen dafür auszudenken?).
Ich bin ganz sicher, wir würden 2035ff noch keine funktionierende europäische ÖR-Suchmaschine haben, die hinreichend und zuverlässig in Zahl und Qualität Suchergebnisse via eigenem Index liefern könnte.
Von daher bleiben uns lediglich Workaround-Lösungen rund um Google herum.
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