Einmal Sport bitte

Gestern Abend habe ich mir via Sender-Mediathek die Aufzeichnungen der beiden Biathlonstaffeln im finnischen Kontiolahti gegönnt. Die deutsche Damen– wie die Herrenstaffel haben gleichermaßen voll überzeugt und hinter den jeweils favorisierten Norwegern und den Schwedinnen zweite Plätze errungen. Hat beim Zuschauen richtig Spaß gemacht. Toller Saisoneinstand. Wie jedes Jahr, seit inzwischen vielen Jahren freue ich mich auf die Biathlon-Saison.

War sportlich gestern sonst noch was?

Nö, sonst war eher nix.

Apropos nix: Von der Fußball-Weltmeisterschaft 1966 habe ich eigentlich nicht viel mitbekommen. Ich war mit sechs Jahren einfach noch zu jung. Natürlich hatte ich durch meinen Vater schon einen gewissen Begriff von Fußball: Namen wie Seeler, Haller, Overath, Held, Beckenbauer, Schnellinger kreisten schon im Kopf eines jungen, beginnenden Fußballfans, der ich war. Vier Jahre später in Mexiko hatte meine Fußball-Affinität schon konkretere Form angenommen und 1974 einen ersten echten Höhepunkt erklommen. Von da an waren Fuball-Weltmeisterschaften für mich immer sportliche Highlights gewesen, auf die ich schon Wochen vor Beginn Vorfreude entwickelte.

Das brach allerdings 2018 – WM in Russland – irgendwie ab, da war für mich auch keine größere Vorfreude gewesen. Das frühe Auscheiden der deutchen Mannschaft habe ich eher beiläufig mitbekommen. Begeisterung war auch für mich was anderes. Die Kurve meiner inneren Beteiligung am internationalen Fußballgeschehen hat sich folglich wieder der Situation um 1966 angenähert – Fußball als Ereignis eher am Rande meines Wahrnehmungshorizontes.

Ja und dann… im Sommer 2022 gab es irgendwie gar keine Fußball-Weltmeisterschaft. Die sollte wohl in irgendeiner trostlosen Sandkaut stattfinden, wo neben zu großer Sommerhitze ein paar gönnerhafte Geldprotze herrschen, denen sich das ausrichtende Verbandspersonal höchst freundlich geschm… öhm, verbunden fühlte.

Das begleitende sportliche Showereignis wurde alsdann dort in den (unseren) Vorwinter verschoben (äh ja, verschoben…), jedenfalls irgendwohin, wo es im Grunde nicht mehr viele Fußballfans interessiert. (Es interessiert allerdings dort im Austragungsland sportlich auch niemanden.)

Gestern Abend ist wohl die deutsche Mannschaft ausgeschieden.

Wie dem auch sei, die Biathlon-Wettkämpfe, gestern Abend etwa zur selben Zeit genossen, haben mir wirklich viel Spaß gemacht…


Kommentare

3 Antworten zu „Einmal Sport bitte“

  1. Im Gegensatz zu meinem Vater bin ich heute wenig sportinteressiert. Der hat, gerade während seiner Rentnerzeit, alle Sportarten konsumiert, was über den Bildschirm flimmerte. Bei mir war der Fußball lange Zeit hindurch wichtig. Ich habe selbst gespielt. Mit großer Leidenschaft und wenig Talent. Geändert hat sich meine Einstellung zu diesem Sport vor allem durch die Betrachtung seiner Begleiterscheinungen. Die Entwicklung sind nicht nur durch UEFA, Fifa oder deren Funktionäre zu verantworten.

    Der echte Fussball besteht leider auch Geschichten außerhalb des Sports. Von Kreisligamannschaften werden seit Jahren Schlägereien gemeldet. Schiedsrichter werden angegriffen und beschimpft. Seit den 80ern gibt es verabredete Schlägereien, gern auch abseits der Fussballfelder. Die Teilnehmer sehen sich als Fans eines Sports, der meine Sympathie zwar nicht gänzlich verloren, aber der diesbezüglich stark eingebüßt hat. Gar nicht aufgrund des Spiels an sich. Das ist immer noch genial. Aber wegen der Menschen, die das Spiel missbrauchen.

  2. Boris (Autor)

    Ich habe in meiner Jugend eher selten „gebolzt“ und wenn, dann mit eher wenig Leidenschaft und noch weniger Talent. Ich war besser auf dem Rennrad aufgehoben.

    Kreisligafußball habe ich nie verfolgt, das „Dorfgeholze“ hat mich einfach nicht interessiert. Aber rauh soll es dabei auch schon früher zugegangen sein. Aber sicher nicht so prä-steinzeitlich primitiv und enthirnt wie heute, wo tumbe Amöben ihren angefressenen Frust auf dem Kreis-Sportplatz abladen.

  3. Diese Schlägereien am Rande des Fußballplatzes haben mich sehr abgestoßen. Und dass die sogar im Umfeld von Bundesligaspielen stattfinden, hat mir diesen Sport zunehmend verdorben. Je nachdem, an wen man im Stadion gerät, ist ein Besuch schon ein lebensgefährliches Unterfangen. Jedenfalls bin ich zuletzt vor fast 10 Jahren in einem Fußballstadion gewesen. FC Köln gegen VfB Stuttgart. Ich weiß nicht mehr, wie es ausgegangen ist. 🙂