Schweigende Mehrheiten

Da sind sie wieder, die wohlfeilen Aufrufe an die sogenannte »Schweigende Mehrheit« der Bevölkerung, doch bitte jetzt endlich gegen die Bedrohung von Rechtsaußen aufzustehen und für unsere Demokratie einzustehen. Die »Schweigende Mehrheit« müsse aufwachen usw.usf.

Ok, in den letzten Jahrzehnten hat sich das Bundesamt für Verfassungsschutz in Sachen Kampf gegen organisierte rechtsextremistische Entwicklungen und Umtriebe nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Für die rechte ausfallende Seite hatte man doch allzu gerne die bequeme »Einzelfall-»Brille aufsitzen und wischte – ich fürchte vor allem im Fall des vorigen Behördenchefs wohl wissend – die Gefahr vom Tisch.

Das ist nicht Herrn Haldenwangs Schuld, soviel ist klar.

Von wohlfeilen Aufforderungen spreche ich deswegen, weil wie üblich jegliche Konkretisierung ausbleibt, wie und in welcher Form solches Aufstehen Gegen und Einstehen Für geschehen könnte.

Was soll die »Schweigende Mehrheit« tun?

Ein Vorschlag, als Anregung

Alle Parteien, die dafür m.E. zuförderst in Frage kommen1, stellen in Bund und Ländern sowie Kommunen Abgeordnete frei und organisatorisch zur Verfügung, daneben Medienanstalten und unabhängige Freiwillige, wer immer will und kann, um…

Ja, um zum Beispiel einen bundesweiten Demonstrations- und Kundgebungstag in, sagen wir mal, allen Großstädten ab 250.000 Einwohnern zu organisieren. Mit Vorträgen zum Thema, meinetwegen auch mit Musibeiträgen u.a.m. In den Städten Sternmärsche zu den jeweiligen Zielplätzen. Das Ganze mit medialer Begleitung und Interaktion wie bei Fastnachtsumzügen. Eingerahmt für die, die nicht teilnehmen können oder wollen, mit mehrstündiger Berichterstattung nebst Hintergrund-Dokumentationen in allen ÖR-Medien.

Den Tag lege man z.B. auf einen Samstag im frühen Juni, nicht auf den symbolbeladenen Tag der Einheit.

Warum sollte es nicht bei genügend Vorlaufzeit und passendem Veranstaltungsprogramm möglich sein, in den ca. 30 Städten im Land eine gute Million Bürger oder mehr zusammen zu bekommen, um mal laut und mächtig für unsere Demokratie einzustehen? Und eben auch mal richtig und medial massiv unterstützt gegen den undemokratischen Rechtsrotz aufzustehen, los- und vom Leder zu ziehen?

Wäre das eine Möglichkeit? Andere Ideen?


  1. Damit meine ich vornehmlich SPD, Grüne, CDU, FDP und Linke sowie in den Kommunen die einen oder anderen kleineren Parteien, die als durch und durch demokratisch angesehen werden können. ↩︎

Nachtrag 15.01.24

Geht doch!

Und auch diese Initiative – demokrateam – halte ich für einen sehr guten Ansatz. Es kommt offenbar etwas in Bewegung.

Ich sehe mich auf meine älteren Tage tatsächlich nochmal demonstrieren gehen…


Kommentare

2 Antworten zu „Schweigende Mehrheiten“

  1. Es müsste viel mehr geschehen. Merkwürdig ist auch, dass in Ost-Deutschland die Parteien viel weniger präsent sein sollen als die AfD. Stichwort: Kümmererpartei. Früher war das mal die Linke, die dafür stand, jetzt soll es die AfD sein.

    Gerade, nachdem, was die Correctiv-Recherche an die Öffentlichkeit befördert und zu dem die AfD sich »dankenswerterweise« auch klar positioniert hat, sollte allen klar sein, was die Uhr geschlagen hat. Wir brauchen Gegenwehr und keine Rücksicht gegenüber denjenigen, die sich zur AfD bekennen. Wenn ich manche dieser seichten Politiker nur höre, wenn sie sagen, man wolle keine Wählerbeschimpfung vornehmen… Diese Wähler (auch wenn sie ihre Absicht, diese Nazis wählen zu wollen, erst noch bestätigen müssen) haben Kritik verdient und zwar harsche. Wer glaubt, die Demokratie aufs Spiel setzen zu müssen, weil er sich in seinem Leben nicht mehr so richtig wohl fühlt, frustriert ist und alles so Scheiße ist, der soll tun, was er mag. Aber er kriegt Feuer und zwar richtig.

    Stattdessen haben sich die Linken, Grünen und so weiter eingegraben und bestätigen sich in ihren Blasen gegenseitig die Korrektheit ihres politischen Handelns. Kein Austausch, keine Bewegung. Man hat ja recht und geriert sich in einer Weise, dass man denkt, alles werde weiterlaufen wie bisher. Wenn die sich da mal nicht täuschen!

  2. Demos können vermutlich etwas bewirken (Das Theme hochhalten), allerdings müssten die vielen Nichtwähler endlich wählen gehen + grundsätzlich bestenfalls „keiner“ mehr die AFD wählen.

    Die Reichsbürger/Ver(w)irrten, dürfte niemand überzeugen können, die leben in einer anderen Realität und benötigen bestimmt jahrelang Therapie.

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